St. Maria Königin

150 Jahre alte Glocken im Turm ...

Konrad Honigs, der Verfasser der Chronik "Im Meer der Zeit – eine Geschichte Sindorfs" (erschienen zur 500-Jahrfeier der Ulrichkirche), schreibt: "Auch im 19. Jahrhundert blieben der Ulrichkirche schwere Zeiten nicht erspart. Bei einem Brand 1805 wurde sie schwer beschädigt. Den nötigen Neubau machte man etwas kleiner. 1830 erbaute man neben der Kirche nach Osten hin das bis heute erhaltene Pastorat. Für die beim Brand zerstörten Glocken gab es 1850 ein neues Geläute. Die große Glocke wurde der hl. Elisabeth, die zweite der hl. Mutter Anna und die dritte der Gottesmutter geweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurden 1942 diese Glocken beschlagnahmt und nach Hamburg transportiert, wo sie darauf warten mussten, eingeschmolzen zu werden. Doch zuvor hatte Pfarrer Stratmann das Geläute insgeheim zeichnen, vermessen und mit entsprechenden Erklärungen auf Wachsplatte überspielen lassen. Obwohl die Geheime Staatspolizei dahinter gekommen war und die Aufnahmen unhörbar machte, konnten mehrere Abzüge gerettet werden.




 

Tondokumente des Jahres 1942

Hier finden Sie zwei mp3-Dateien mit Aufnahmen, die am 28. März 1942 in Sindorf vom damaligen Pfarrer Stratmann gemacht wurden.
Kurz vor der Abnahme der Glocken (... "dem Ruf des Vaterlandes folgend") bannte er das Geläut [2.597 KB] sowie eine selbst gesprochene Erläuterung [2.556 KB] auf Wachsmatrize.
Es handelt sich um die Glocken, die heute als Glocken I-III in der Marienkirche hängen.


Heute ist es beeindruckend, Pfarrer Stratmann nach so vielen Jahren sprechen und die alten Glocken läuten zu hören. Im gleichen Jahr weihte der Pastor die Pfarrei in einem feierlichen Gottesdienst der Gottesmutter und gelobte, wenn Sindorf von starken Kriegszerstörungen verschont bliebe, eine Kirchen zu Ehren St. Marien-Königin zu bauen. 1946 wurden die Glocken in Hamburg wieder entdeckt und konnten unversehrt nach Sindorf gebracht werden. Nach einem feierlichen Gottesdienst, den die gesamte Bevölkerung von Sindorf besuchte, wurden sie unter Leitung von Schlossermeister Josef Mausbach wieder in den Kirchturm gebracht.

Nach Fertigstellung der neuen Kirche im Jahr 1956 wurden die alten Glocken aus der Ulrichkirche in den Turm der neuen Pfarrkirche gebracht. 1967 wurde das Geläute mit einer vierten Glocke erweitert. Da unsere Glocken aber immer noch nicht einem kompletten Geläute entsprechen, wurde bei der Erneuerung des Glockenstuhls 1990 der Platz für eine fünfte Glocke geschaffen.
Der Glockensachverständige der Erzdiözese Köln schrieb in einem Gutachten von 1988: "... auch wenn die Glocken von 1850 als leichte Ausführung gegossen wurden, haben sie einen Seltenheitswert. Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind in der Erzdiözese Köln kaum noch Geläute vorhanden."



Die Glockengießerei

Glocken- und Kunstgießerei Petit & Gebr. Edelbrock -> www.petit-edelbrock.de


1. Glocke "Elisabeth"

Inschrift: "Des Feuers Glut brannt uns darnieder, des Herzens Glut erschuf uns wieder." MDCCCL (1850)

Paten:
Gräfin Elisabeth Berghe von Trips
Hermann Josef Dünnwald, Bürgermeister von Sindorf

Petit und Gebrüder Edelbrock haben mich gegossen.

Gewicht: 1000 kg
Schlagton: e
Durchmesser: 1190 mm




 

2. Glocke "Anna"

Inschrift: "Da Harmonie uns gab der Schall, sei Harmonie der Wiederhall." MDCCCL (1850)

Paten:
Heinrich Ohrem, Gertrud Mehl
Reiner Ohrem (Präsident des Kirchenvorstands)
Haus Breitmahr
Peter Fuhs in Senrath

Gewicht: 700 kg
Schlagton: fis
Durchmesser: 1050 mm




 

3. Glocke "Maria"

Inschrift: "Heiliger Udalrigus, bitte für uns." MDCCCL (1850)

Paten:
Maria Agnes Wieland, geb. Bodewig
Reiner Reuter Sindorf
Johannes Wilhelm Wilkens, Biemerhof

Gewicht: 450 kg
Schlagton: gis
Durchmesser: 940 mm




 

4. Glocke "Maria Königin"

Inschrift: "Wer mir dient, geht nicht zugrunde." (1967)

Paten:
Johann Strathmann
Agnes Rech

Gewicht: 330 kg
Schlagton: h
Durchmesser: 820 mm



Kleine Läutordnung

Die Glocken I bis III lassen die Motive Requiem aeternam, Pater Noster, Vidi aquam erklingen.
Die Glocken II bis IV bilden das Gloriamotiv.
Die Glocken I, III und IV bilden einen Dur-Dreiklang.

Das Vollgeläute wird als Motiv "Freu dich, Du Himmelkönigin" oder "Jubilate Deo" (Introitus vom 3. Sonntag nach Ostern) geführt.
Jede Glocke kann mit der nächsthöheren oder -niedrigeren ein Duett bilden.
Um die Geläutemotive für die Kirchengemeinde zu verdeutlichen, müßte aber eine automatische "Beieranlage" eingebaut werden.