Chorkonzert vom 18.12.1998

Presse-Echo

Glänzend bestanden
Weihnachtskonzert des Madrigalchors Sindorf

[Frank-Uwe Orbons] Claudio Monteverdis "Vespro della beata Vergine da concerto, composta sopra canti fermi...", kurz "Marienvesper" aus dem Jahr 1610, ist ein grandioses Werk, das sich seit etwa 30 Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut und mittlerweile in den Olymp der Chormusikliteratur aufgestiegen ist. Zu seinem diesjährigen Weihnachtskonzert in der Pfarrkirche St. Maria Königin in Sindorf studierte nun auch der Madrigalchor Kerpen unter der Leitung von Gudrun Bonnemann dieses komplexe Stück ein. Mit einer hervorragenden Leistung bestand der aus jugendlich bewegten Stimmen bestehende Kammerchor diese Reifeprüfung, zusammengesetzt aus abwechselnden Psalmvertonungen, monodischen Solo-Concerti und einem abschließenden Magnificat, die stilistisch zwischen Renaissance und Barock angesiedelt sind. Die klangprächtige Toccata des Anfangs zeigte schon eine stärkere Betonung des religiös festlichen Charakters, wenn auch die liturgischen Antiphone ausgespart wurden.

Trotz wechselnder Aufstellung, um die Raumakustik und die Doppelchörigkeit zur Geltung zu bringen, überzeugte der Chor mit sauberer Intonation und einem ausgewogenen Mischklang. Besonders erwähnenswert ist die vitale Ausführung des Nisi Dominus und die tänzerische Beschwingtheit des Lauda Jerusalem, das mit einer beachtlichen Leistung des Chorsoprans aufwartete. Die sechs Solisten des Abends, alles renommierte Namen der Alte-Musik-Szene (Gundula Anders, Ingrid Schmithüsen, Knut Schoch, Martin Koch, Raimonds Spogis, Christian Palberg), hielten sich vornehm frühbarock zurück. Das Stilmittel des "concitato genere", das "Erbeben" der Stimme, verfehlte bei allen Sängern seine Wirkung, da sie scheinbar nicht auf die Musik des frühen 17. Jahrhunderts spezialisiert sind.

Die auf historischen Instrumenten spielende Accademia Filarmonica gehört nicht zu den führenden Kölner Ensembles. Aber es begleitete solide trotz gelegentlicher Stimmtrübungen im Diskantbereich. Souverän gestaltete es die Sonata sopra "Sancta Maria" mit einem konzertanten Wechselspiel der einzelnen Instrumentalblöcke und dem eingefügten Cantus firmus der Sopranstimmen, die allerdings die Konsonanten am Ende eines Satzes stärker betonen müssten, um verstanden zu werden.

Die sehr dünn besetzten hohen Streicher wurden häufig in Tuttipassagen durch den Chor verdeckt, was diesem aber keinesfalls vorzuwerfen ist, da er entspannt und nie forcierend sang. Im Vergleich mit der professionellen Verstärkung blieb der Chor der "Star" des Abends. (Kölner Stadt-Anzeiger vom 21.12.1998)


Festkonzert vom 10.05.1998
Konzertreise 1998