Chorkonzert vom 02.07.1988

Presse-Echo

Besinnliche Atmosphäre
Runder Klang: Madrigalchor Kerpen bezauberte die Zuhörer

[Barbara Wöstmann] Eine erfreuliche Zahl von Zuhörern war in den Bedburger Schlosshof gekommen, um sich dort vom Madrigalchor in die heitere, besinnliche, manchmal auch schmerzliche Welt der Madrigale des 16. und 17. Jahrhunderts entführen zu lassen. „Reisebegleiterin“ Antonia Schmidt vermittelte durch unaufdringlich belehrende Einführungen in die Madrigalgruppen aus verschiedenen Ländern das Lebensgefühl der zeit und machte die Arbeitsweise der Komponisten verständlich.
Der Madrigalchor hat sich in den drei Jahren seines Bestehens schnell in die Spitzengruppe der Chöre im Erftkreis und in die Herzen der Zuhörer hinein gesungen. Gudrun Bonnemann und ihre Mitstreiter spielten die Vorzüge eines nur aus rund 20 Mitgliedern bestehenden Klangkörpers voll aus.
In der zu dieser Musik gut passenden, leicht halligen Akustik des Schlosshofes entfaltete sich ein leichter, lockerer, dennoch runder Chorklang mit substanzvollem Piano und kräftigem Forte. Sehr sorgfältig widmen sich die Sänger(innen) dem Affektgehalt und den lautmalerischen Feinheiten der einzelnen Stücke. Durch eine optisch wie akustisch interessant gemischte Choraufstellung konnte man bei den englischen Madrigalen von Morley, Dowland und Gibbons das Raumerlebnis einer gotischen Kathedrale nachvollziehen. Der Chor, ließ dabei die gutgesetzten Effekte in schönem Legato Musik und Text für sich sprechen.
Weiter ging die Reise über französische, schlichte bis heiter-schwungvolle Trink-, Tanz- und Liebeslieder zu den mitreißenden italienischen Tanzliedern. Dass auch die Deutschen gutes Leben nicht verachteten, bewies J. H. Scheins „Holla, gut G‘sell“. Hier wurde aber auch der Unterschied zum Italienischen deutlich: Die deutsche Sprache verträgt keine Betonung des Taktgewichts auf Kosten der Endsilben.
bei den nun folgenden kunstvoll durchkomponierten Stücken kehrte man aus gutem Grund zur gewohnten Choraufstellung zurück. Die italienischen Madrigale des jungen Heinrich Schütz boten reizvolle Gegenüberstellungen von Klangblöcken und gaben den Herren Gelegenheit, ihre Klangfülle auch einmal allein zu präsentieren.
Dass auch ein so guter Chor irgendwo an seine Grenzen stößt, zeigte die für seine Zeit ungeheuerliche, voller Überraschungen steckende Harmonik des Gesualdo di Venosa. Sauber im strengen Sinn „reiner“ Intonation gelang hier noch nicht alles.
In jeder Hinsicht überzeugend waren dagegen Monteverdis Frühlingsschilderungen, zu denen Programmgemäß die Sonne den Schlosshof in warmes „italienisches“ Licht tauchte und damit den Schlusspunkt unter ein rundum gelungenes, kurzweiliges Konzert setzte.Allen Freunden des Chorgesangs sei das nächste Konzert des Chores mit Motetten der Bachfamilie am 29. September in der Sindorfer Ulrichkirche ganz besonders ans Herz gelegt. (Kölner Stadtanzeiger vom 07.07.1988)


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