10. Orgelnacht 2010


10. Sindorfer Orgelnacht : "Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen ..."
Freitag, 5.11.2010
St. Maria Königin


Programm:
19.00 Uhr in St. Ulrich: Orgel plus Chor - "Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen ..." Werke für Chor und Orgel von Johann Bach, Heinrich Schütz und Felix Mendelssohn Bartholdy (Norbert Trierweiler an neuen Weimbs-Orgel, vokalensemble st. ulrich, Ltg.: Gudrun Bonnemann)

20.30 Uhr in St. Maria Königin: Orgel pur - Sinfonie d-Moll von Louis Vierne (Donatus Haus an der Mönch-Orgel )

21.30 Uhr in St. Maria Königin: Orgel plus Chor - Requiem von Gabriel Fauré (mit Jean Kyon Shin-Musshoff, Sopran; Norbert Keßler, Bariton; Mitgliedern des Gürzenich-Orchesters Köln, Christoph Hamm an der Mönch-Orgel, Kantorei Maria Königin, Ltg.: Gudrun Bonnemann)

22.30 Uhr: Orgel plus Stummfilm - "Der müde Tod" von Fritz Lang mit Wilfried Kaets (Komposition, Orgel) und Norbert Krämer (Marimbaphon und Schlagwerk)
Aufführung mit Projektion einer wertvollen historischen 16mm-Filmkopie aus dem Bundesfilmarchiv mit handkalligraphierten Zwischentiteln in (reduzierter) Originalgeschwindigkeit auf Großleinwand.

Die Cafeteria im Pfarrheim (Kerpener Str. 38) ist von 18.00 Uhr bis Ende durchgehend geöffnet.



Eintrittskarten

Erwachsene: 13 € - Schüler, Studenten, Kerpen-Pass: 8 € - jeweils zzgl. Gebühren
Die Eintrittskarte gilt für den ganzen Abend, sie ist nicht übertragbar.

Kartenvorverkauf:
Information Rathaus Kerpen, 02273/58-323 (284)
Kerpen Ticket, www.kerpenticket.de
Musikgeschäft Tritonus, Kerpen-Horrem, 02273/940737
Schreibwaren Schaller, Kerpen-Sindorf, 02273/53147
Kath. Pfarrbüro St. Maria Königin, Kerpen-Sindorf, 02273/ 52380

Eine Veranstaltung der Pfarrgemeinde St. Maria Königin Sindorf und der Stadt Kerpen.



Presse-Echo

Es war alles andere als (tod-)langweilig
Sindorfer Orgelnacht endete mit seltenem Stummfilm

(cp) Mit dem Motto "Unser Leben ist ein Schatten" startete die Pfarrgemeinde St. Maria Königin in die zehnte Orgelnacht. Passend zum dunklen Monat November beleuchteten die Kirchenmusiker die ernsten Themen Tod, Vergänglichkeit und Hoffnung. Das Konzert begann ausnahmsweise in der Kirche St. Ulrich mit einer Präsentation an der neuen Weimbs-Orgel. Norbert Trierweiler und das Vokalensemble St. Ulrich unter der Leitung von Gundrun Bonnemann präsentierten unter anderem "Welt ade, ich bin dein müde" von Johann Rosenmüller sowie "Fantasie und Fuge" in c-moll von Johann Sebastian Bach und natürlich auch sein Stück "Unser Leben ist ein Schatten" - dem Namensgeber für die Orgelnacht.

Im Jahr 1997 fand zum ersten Mal eine Orgelnacht statt. Damals unter dem Motto "Haben Sie schon mal die Nacht mit einer Königin verbracht?" Seidem ist das Interesse an der nächtlichen Veranstaltung gewachsen, auch weil die Gemeinde immer wieder neue Ideen zur Umsetzung hat und WDR-Moderator Dieter Schiffer von der ersten Nacht an gelungen humorvolle Moderationen mitbringt. "Er war von Anfang an als Moderator für uns da. Darauf sind wir sehr stolz", so Josef Wieland vom Kirchenvorstand.

Schiffer folgte natürlich auch zur nächsten Station in die Kirche St. Maria Königin, wo Donatus Haus an der großen Mönchsorgel Louis Vierne' Sinfonie in d-moll präsentierte. Im Anschluss gab es eine Orgel plus Chor-Darbietung. Christoph Hamm an den Tasten und Mitglieder des Gürzenich-Orchesters unterstützten Sopranist Jean Kyon Shin-Musshoff und Bariton Norbert Keßler beim Reqiuem von Gabriel Fauré. Die musikalische Gesamtleitung über die besondere Zusammenarbeit übernahm Kantorin Gudrun Bonnemann.

Kurz vor Mitternacht endete der traditionelle Teil der Orgelnacht und die Kirchenmusiker von St. Maria Königin starteten mit einem ganzen besonderen Programmpunkt. Bei "Orgel plus Stummfilm" zeigten sie den wortlosen Film "Der müde Tod" von Regisseur Fritz Lang aus dem Jahr 1921 - natürlich untermalt mit Orgelklängen.

Die Aufführung mit Wilfried Kaets an der Orgel und Norbert Krämer am Marimbaphon und Schlagwerk war eine Projektion einer wertvollen historischen 16 Millimeter-Filmkopie aus dem Bundesfilmarchiv mit handkalligraphierten Zwischentiteln in reduzierter Originalgeschwindigkeit auf Leinwand. Ein toller Höhepunkt für die zahlreichen Besucher und ein würdiger Abschluss des zehnjährigen Jubiläums.

(erschienen in: Brühler Schloss-Bote/Werbepost/Sonntagspost vom 10.11.2010)


"Über den Wolken" fliegt der Teppich
Orgelnacht entführt Zuhörer mit Musik und Kettenrasseln in surreale Szenen

[Oliver Tripp] Vor der hellblau ausgeleuchteten Orgel ernteten die Sänger der Kantorei St. Maria Königin, die Mitglieder des Gürzenich-Orchesters, die Sopranistin Jean Kyon Shin-Musshoff und der Bariton Norbert Keßler für Faurés "Requiem" stürmischen Applaus. Dann wurde es zu später Stunde dunkel im Kirchenschiff, denn der Organist Wilfried Kaets und Norbert Krämer am Marimbaphon und Schlagwerk sowie Vorführer Joachim Steinigeweg verwandelten mit einem 16-Millimeter-Filmprojektor und einer Leinwand vor der Mönch-Orgel die Kirche in ein Kino. Passend zum Thema der zehnten Orgelnacht "Tod - Verhängnis - Hoffnung" führten sie den Stummfilm "Der müde Tod" vor, 1921 entstanden unter der Regie von Fritz Lang.

Wilfried Kaets war bereits bei der ersten Orgelnacht Gast in St. Maria Königin, die vor zehn Jahren unter dem Motto "Haben Sie schon mal die Nacht mit einer Königin verbracht?" stand. Anlässlich des kleinen Jubiläums holten ihn die Leiterin der Sindorfer Kantorei, Gudrun Bonnemann, und ihr Team noch einmal hinzu.

Die Spezialität des Organisten ist es, Stummfilme so zu zeigen, wie man sie einst in einem landläufigen Kino gesehen haben dürfte. "Cinehistorisch" nennt Wilfried Kaetz das. Und meint damit nicht nur die Filmgeschwindigkeit von 14, 16 oder 18 Bildern pro Sekunde, sondern auch Musik und Geräuschkulisse abseits der damaligen Uraufführungen im Berliner Ufa-Palast mit seinen 2500 Sitzplätzen und großem Orchester, das in diesem Film mit einer Musik-Melange aus Brahms, Wagner und Schuberts "Der Tod und das Mädchen" aufwartete. Eine Partitur, die kaum noch der Länge des Films entsprochen haben dürfte, sagte Kaets. Denn der war gekürzt durch Filmrisse und Zensur von nackten Knien und Busen beim Vorführen der wenigen Kopien über Land, erläuterte Kaets.

Auch an den Fertigkeiten der Musiker, "vielleicht ein hinkender Stehgeiger oder ein betrunkener Pianist", in einem dörflichen Kino dürfte solche Komposition gescheitert sein. Für sie habe es einfache Hinweise für die freie Improvisation zu den Filmszenen gegeben, wie etwa "Horror", "Humor", "Jagd" oder "Szene Liebespaar", Kinostimmungen eben. Und die Musiker hätten damals gängige Musikliteratur verarbeitet, die jedem geläufig gewesen sein dürften, den "Eisläuferwalzer", "O sole mio" oder die Vogelmelodie aus Griegs "Morgenstimmung" etwa.

"Bonanza"-Melodie zur Pferdeszene
Und während der Geräuschemacher Norbert Krämer zum Beispiel mit Trommeln die Brisanz einer Verfolgungsszene unterstrich oder mit einer Eisenkette das Klimpern von Goldmünzen imitierte, flocht Kaets zwei populäre Melodien heutiger Zeit in sein Spiel ein. Die Erkennungsmelodie der Westernserie "Bonanza" zu einer Pferdeszene zum einen und zum anderen Reinhard Meys "Über den Wolken" zum Bild eines fliegenden Teppichs.

Langs Film entführt die Zuschauer in recht surreale Szenerien im Totenreich, im Orient oder in China, konfrontiert sie mit einem Sensenmann, der seiner Überlegenheit überdrüssig ist und mit einem tapferen Mädchen, das glaubt, dass die "Liebe stärker ist als der Tod".

(erschienen in: Kölnische Rundschau vom 11.11.2010)


Tod und Vergänglichkeit
Vom Publikum Ausdauer und Neugier verlangt

[Alexander Kleinschroth] Vielleicht ist die Sindorfer Orgelnacht kein "Event". Zu kontemplativ geht es zu bei dieser langen Musiknacht in Kerpen, zu viel Ausdauer und Neugier wird dabei auch vom Publikum verlangt. Ein Ereignis aber, das ist sie doch.
Das Programm dieser zehnten Orgelnacht stand unter dem Motto "Unser Leben ist ein Schatten" und drehte sich um Tod und Vergänglichkeit. Zusammengestellt hatte es wie in den vergangenen Jahren Gudrun Bonnemann, sie leitete auch die beteiligten Sindorfer Kirchenchöre.

Gut ausgewählt
Das Vokalensemble St. Ulrich machte in seiner heimatlichen Kirche den Anfang. Unter anderem erklang hier die schwierige Motette "Mitten wir im Leben sind" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die nagelneue, erst in diesem Frühjahr installierte Weibs-Orgel spielte Norbert Trierweiler, Kantor der Nachbargemeinde in Horrem, der auch mit gut ausgewählten Orgelwerken von Georg Böhm und Dietrich Buxtehude Eindruck machte. Eine ganze Kolonne von Zuhörern setzte sich danach in Richtung St. Maria Königin in Bewegung. Dort übernahm eine halbe Stunde später der Erftstädter Organist und Komponist Donatus Haus. Er spielte nicht nur Musik von Bach und Louis Vierne, sondern stellte auch eine eigene Komposition vor: Sein Werk "Sehnsuchtswege" entfaltet Haus entlang eines Textes der heiliggesprochenen Ordensfrau Edith Stein.

Nach einer weiteren Pause - der Zeitplan war jetzt schon ziemlich aus dem Ruder gelaufen - marschierten die Sängerinnen und Sänger der Kantorei Maria Königin vor der Orgel auf. Den Spieltisch des von der Firma Mönch gefertigten Instruments übernahm Christoph Hamm. Unterstützt durch ein kleines Streichorchester realisierten die Sindorfer das Requiem von Gabriel Fauré. Nicht nur, dass die spätromantische Totenmesse auch in dieser abgespeckten Instrumentierung überraschend stimmig funktionierte, Gudrun Bonnemann führte die Musiker auch sicher durch Faurés komplexe Harmonik.

Wer jetzt nach Hause ging, hatte zwar schon einiges erlebt, verpasste allerdings ein historisches Kino-Juwel, das jedem Filmfestival eine Zierde wäre. "Der müde Tod" ist ein wenig bekannter Film des genialen Regisseurs Fritz Lang, der 1921, einige Jahre vor Langs Meisterwerken "M" und "Metropolis", seine Premiere hatte. Der Organist Wilfried Kaets hat sich vor einigen Jahren ausgiebig mit dem Streifen beschäftigt. In Sindorf lieferte er zusammen mit seinem Partner Norbert Krämer (Schlagwerk) eine musikalische Interpretation des Films ab, die sich eng an der Machart der zwanziger Jahre orientierte.

Aufwühlend
Als der auch heute noch aufwühlende Film zu Ende ging, war es bereits ein Uhr morgens. Dass dieses opulente Programm zu einem spannenden Paket geschnürt werden konnte, war auch der Verdienst von Moderator Dieter Schiffer. Der beim WDR tätige Sprecher hat selbst Erfahrung als Organist und schaffte immer wieder das Kunststück, dem Publikum mit wenigen prägnant-humorvollen Sätzen den richtigen Hörleitfaden an die Hand zu geben. So half Schiffer maßgeblich mit, die Sindorfer Orgelnacht zu dem zu machen, was sie ist: ein ganz besonderes Musikereignis. Weiter so, kann man da nur sagen.
(erschienen in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 9.11.2010)


Adventstunde am 12.12.2010
Konzert 2010 von Giant Soul